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Pankow-Heinersdorf …. der Film

2 Dez

… Film, naja!

Angeregt durch meine drei Posts hier zum alten Vbf/Bw Pankow-Heinersdorf hatte der rbb Ende November angefragt, ob ich im Zuge einer kleinen Serie (Adventskalender) etwas zu den Lokschuppen und zum Gelände beitragen könne.
Nun, hier ist der kleine Film, die Stills aus dem Video sind von mir, dem einen oder anderen dürften sie ja auch bekannt vorkommen.

 

Details zum „Making Of“ und was alles nicht gesendet wurde, folgt .

Bw Pankow (3)

7 Mär

35 Fußballplätze ungefähr ist die Fläche groß, die mitten in der Metropole Berlin langsam zum Biotop mutiert. Das ist nicht das einzige Areal in dieser Größe.

Wenn New York oder Paris in absoluter Innenstadtnähe eine Fläche, wie das Gelände des ehermaligen Anhalter Güterbahnhofs zur Verfügung hätten, wären die Investoren (trotz Krise) eher heute, als morgen dabei.

Glücklicherweise können wir Berliner uns noch ein ganz klein wenig an diesen Hinterlassenschaften der Industriegeschichte erfreuen, auch wenn die Bagger (siehe Gleisdreieck) langsam immer näher kommen.

Zuletzt waren wir an der Drehscheibe im Bw Pankow, jetzt geht es die ganze alte Gleistrasse zurück richtung Süden, bis wir am S + U-Bahnhof Pankow landen.

Zur Übersicht hier mal ein alter Gleisplan:

Gleisplan Berlin Pankow (Reichsbahn) von http://www.sporenplan.nl

Rechts das Rundhaus und der Lokschuppen mit Drehscheibe. Der Gleisplan ist nicht genordet.

Aus der Sicht von Google-Maps sieht das Gelände 2006 so aus. Die beiden Lokschuppen sind oben rechts in der Ecke.

Luftbild Bw Pankow — Link zu Google Maps

Die Drehscheibe liegt also jetzt hinter uns, das Rundhaus kommt in Sicht. Lokschuppen, die als Rundhaus gebaut sind, also mit einer innenliegenden Drehscheibe, sind nur für kürzere Lokomotiven geeignet, weil der Durchmesser des Gebäudes sonst zu groß werden würde. In Deutschland sind noch zwei Rundhäuser erhalten. Dieses hier in Pankow und ein weiteres in Berlin-Rummelsburg, dort wo die ICE ihre Heimat haben.

Bw Pankow, Rundhaus —28. Februar 2010

Bw Pankow, Rundhaus —28. Februar 2010

Drei weitere Fotografen und Enthusiasten hat die Sonne heute auf dieses Gelände gelockt. Manche wollen nur knipsen, andere kommen häufiger hierher, um den langsamen Verfall zu dokumentieren, der eine liebt die Übersicht, der andere mag Details, der Dritte ist sogar Rostfetischist (Hallo Bjarne), der fast nur Makrofotos macht. Ich wähle mal den Mittelweg und betrachte die eine Tür des Rundhauses etwas genauer.

Bw Pankow, Detail am Rundhaus — 28. Februar 2010

Jetzt geht es ein längeres Stück in Richtung Südwesten. Vorbei an einigen Resten von Wirtschaftsgebäuden, Fahrradschuppen, Bansen. Im Osten liegt das ehemalige Kraftwerk, das aber komplett entkernt ist, der Schornstein ist abgeklemmt und mich wundert nur, dass sich Sprayer bis in die Höhe von etwas 40 Metern getraut haben, um ihre Spuren zu hinterlassen. Mit Sicherheit ohne Sicherheit ….

Was dieses Gebäude mal gewesen ist? Vt VI steht auf dem alten Plan.  Ich kann damit nichts anfangen.

Gbf Pankow — 28. Februar 2010

Ich bin kein ausgewiesener Vogelkundler, aber ich habe das Gefühl, dass hier neben den allgegenwärtigen Krähen und Kolkraben auch eher stadtferne Vögel hier ein Zuhause gefunden haben. in einem Land, in dem wegen drei Feldhamstern der Bau ganzer Universitäten stockt (Göttingen seinerzeit), kann das vielleicht auch ein Grund sein, hier noch länger mit den Bauarbeiten zu warten.

Weit verstreut über das Gelände liegen Spundwandteile. ein dementsprechend ausgerüsteteter Bagger steht verloren in der Gegend herum. Rostiges Bohrgerät, Ketten, zeigen dass hier doch irgendwas im Schwange ist.

Gbf Pankow, neues Stellwerk — 28. Februar 2010

Das neue Stellwerk, in bewährter DDR-Hochturmtechnik gebaut (unter anderem am Grünauer Kreuz und in Großbeeren stehen die Brüder) sieht nicht besser aus, als der Rest der Gebäude auf diesem Gelände. Was brennbar war, hat irgendwann mal gebrannt.

Ungefähr in der Mitte der Strecke zwischen Heinersdorf und Pankow mal ein kleiner Rundblick:

Gbf Pankow, 180° Ansicht — 28. Februar 2010

Das Gleisbett aller ehemaligen Schienenwege ist komplett ungefähr 70cm tief ausgekoffert. Über das gesamte Gelände. Hier liegt kein Millimeter Schienenstahl mehr. Ob das wegen der schadstoffgetränkten Schwellen (Teer) war oder wegen der Hinterlassenschaften der unzähligen Lokomotiven und Wagen, weiß ich nicht.  Es wäre eine nette Offroadstrecke für Auto, Motorrad oder Mountainbike.

Ein Zirkus hat hier sein Winterquartier. Nicht zum ersten Mal. Im Lokschuppen liegen Plakate dieses Zirkus, die von 1997 stammen.

Das alte Stellwerk ist nicht wirklich besser in Schuß, als das neue ….

Gbf Pankow, altes Stellwerk — 28. Februar 2010

Entlang des Wegs stehen Brandruinen, alte Erdkeller, Fundamentreste. Ich weiß nicht, ob so etwas für Stadtarchäologen interessant ist, die wühlen aber im Moment auch lieber rund um den alex und den Schloßplatz nach kaiserlichem Porzellan, statt hier Industriekultur wenigstens ansatzweise zu dokumentieren und manifestieren.

Ich weiß, es werden täglich Lokschuppen und ganze ehemalige Betriebswerke abgerissen und es können natürlich auch wirklich nicht alle erhlaten werden, zu Mussen oder Kulturzentren umgebaut werden, aber wenn so etwas permanent sichtbares dem Abriß entgegensieht, schmerzt es doch.

Zum Ende noch ein Blick auf den ehemaligen Schuppen an der Ladestrasse. Auch ziemlich verkokelt.

Rgb Pankow, Ladestrasse — 28. Februar 2010

Das Gelände ist nicht abgeschottet, wie etwa der Anhalter Güterbahnhof. Vom S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf kommt man über die Strassenbrücke direkt auf das Gelände. Also geht los und dokumentiert, was blad nicht mehr da sein wird.

Bw Pankow (2)

6 Mär

Drehscheiben, die früher existentiell wichtig für den Bahnbetrieb waren, haben mit Einführung der Zweirichtungsfahrzeuge fast ausgedient. Zwar muß hin und wieder ein ICE-Triebkopf gedreht werden, wenn selbiger aus Versehen falschherum in Rummelsburg ankommt (was man auf der Drehscheibe in Lichtenberg noch von Zeit zu Zeit durchführt), aber Drehscheiben sind heute eigentlich nur noch für Dampfloks notwendig, wenn man nicht über ein Gleisdreieck wenden kann.

Die aussenliegende Drehscheibe im Bw Pankow jedenfalls hat es hinter sich.

Bw Pankow, Drehscheibe — 28. Februar 2010

Amüsant zumindest der Anblick: in den seltensten Fällen dürfte im Betrieb die Grube eine Eislaufbahn gewesen sein.

Soweit ich weiß, war 2004 hier endgültig Schluß mit dem Betrieb. Dafür ist aber noch relativ viel Fett an Rädern, Lagern und Antrieb.

Bw Pankow, Detail der Drehscheibe — 28. Februar 2010

Das Häuschen auf der Drehscheibe hat genauso wie das Sozialgebäude im Hintergrund übereifrigen Besuch von Vandalen, Sprayern und Andenkensammlern hinter sich.

Bw Pankow, Drehscheibe und Sozialgebäude — 28. Februar 2010

Immerhin, durch Zerstörung und Verwitterung tritt die archaische Technik sozusagen als Skelett der Maschinerie zum Vorschein.

Bw Pankow, Detail an der Drehscheibe — 28. Februar 2010

Am entgegengesetzten Ende des Kontrollhäuschens ist (von mir irgendwie nicht abgelichtet, eine Doppelhandkurbel. Faszinierende Vorstellung eine Masse von 70 oder mehr Tonnen auf diesem mechanischen Ungetüm einfach per Hand zu bewegen.

Wenn nicht jemand am anderen Ende diesen Bremsknüppel böswillig sozusagen zwischen die Beine der Kurbelknechte warf …

Bw Pankow, Detail an der Drehscheibe — 28. Februar 2010

Im dritten Teil, geht es dann südwärts über die Brache des gewesenen Güterbahnhofs.

Bw Pankow (1)

1 Mär

Der Schnee ist weg, es wird wieder Zeit, mal nachzusehen, was der Winter von dem einen oder anderen Fleck Berliner Eisenbahngeschichte übrig gelassen hat.

Nach dem Regen am Sonntag mittag kam die Sonne raus, der S-Bahn-Weg nach Heinersdorf war kurz.

In der Presse steht ja immer wieder, dass das Gelände endlich erschlossen wird und ein Einkaufszentrum, einige Möbelhäuser, viele Parkplätze und alles was der geneigte Berliner sonst noch braucht hier entstehen werden.

Bevor das also passiert, will ich den jetzigen Zustand doch lieber nochmal festhalten. Die Zugänglichzeit zu den Gebäuden ist mal gegeben, mal wieder nicht. Im September war ales offen, jetzt kommt man in das Rundhaus grad mal wieder nicht ohne Verrenkungen herein, also kommt das beim nächsten Mal dran.

Der Ringlokschuppen ist zwar im Inneren arg verwüstet, aber immer noch besser im Schuß, als manche andere Zeitgenossen.

Ringlokschuppen im Bw Pankow — 28. Februar 2010

Dass hier mal Dampfbetrieb stattgefunden hat, ist schwer vorstellsbar, dazu fehlt auch zuviel an Hinterlassenschaften. Aber, das der Schuppen voll mit Taiga-Trommeln war, das ist schon vorstellbar. Letztendlich sind an den vier östlichsten Gleisen auch noch Masten eines Fahrdrahtes sichtbar, Elektro-Lokomotiven hats hier also auch gehabt.

Ringlokschuppen im Bw Pankow — 28. Februar 2010

Kranschienen, die gesamte Deckenbeleuchtung, Schilder, Hebezeuge. Vieles ist noch da. Man merkt, das der Schrottpreis wieder im Keller ist.

Ringlokschuppen im Bw Pankow — 28. Februar 2010

Rudimentäre Reste von Elektrik, Pneumatik, Dampfheizung, Abluft sind noch allerorten zu finden. Wenn man das hier abreißt, ist es in einem zehn Mal besseren Zustand als Beelitz-Heilstätten, das genausolange schon zerfällt.

Ringlokschuppen im Bw Pankow — 28. Februar 2010

Leier findet man sehr wenig Bilder aus der Zeit, als hier noch voller Betrieb war, ein paar natürlich, verläßlich, bei Gerd Böhmer. Link dazu am Ende.

Ringlokschuppen im Bw Pankow — 28. Februar 2010

Das Gelände ist beliebt, Fotografen, Hundespaziergänger, Abenteurer, Vietnamesen, die hier irgendwo Zigaretten in Erdbunker verstecken.

Ringlokschuppen im Bw Pankow — 28. Februar 2010

Ich könnte mir hier sehr gut eine gruselige Tatort-Folge vorstellen ….

Bilder aus früheren Zeiten: Gerd Böhmer